Schon in seinen Frühschriften kritisiert N. zugunsten eines unhintergehbaren „Lebens“ die „Vernunft“, die „Vernünftigkeit“ und das „Wissen“ als sekundäre, wenn nicht sogar als von der ursprünglichen Lebendigkeit des Daseins entfremdete Niedergangs- und Spätzeitsymptome. Unter dieser Voraussetzung erscheint hier die „Vernünftigkeit“ als Ergebnis eines nachträglichen Rationalisierungsprozesses, das aber einem naiven, geschichtlich unreflektierten Bewusstsein nicht schon durch die „Geschichte einer Entstehung“ fragwürdig erscheint. Der „gute Historiker“ dagegen, der die Genealogie der „Vernünftigkeit“ erfasst (wie alsbald auch die Genealogie der „Moral“, vgl. M 3), tendiere zum Widerspruch gegen die unhistorisch wertende Einschätzung des historisch Gewordenen. Bereits in der vorausgehenden Aphorismen-Sammlung Menschliches, Allzumenschliches hatte N. Geschichtlichkeit zum universellen Interpretationspostulat erklärt. „Der Erbfehler aller Philosophen“, so kritisierte er, sei ihr „Mangel an historischem Sinn“. Und er statuiert: „Alles aber ist geworden“ (KSA 2, 24 f. und 25, 11 f.).